Die Sache mit dem Kaffee

Coffee Break Consulting heisst das Angebot von Janice Keller, einer Management-Beraterin aus Hatfield, Pennsylvania. Und diesen Namen sollte ursprünglich auch ein Beratungsformat von Mast 31 tragen, weshalb ich überhaupt erst auf Keller aufmerksam wurde. Bei ihr verstehe ich „Kaffeepausen-Beratung“ als das vielleicht Offensichtlichste: eine schnelle Einmalberatung, quasi während der Kaffeepause. Mir gefällt diese Vorstellung von effizienter Beratung. Das Interesse von Mast 31, Kaffee und Organisationsberatung zu verbinden, geht aber weit darüber hinaus. Während des Gesprächs eine Tasse Kaffee zu schlürfen, ist davon der kleinste Teil. Sofern Kundinnen und Kunden es wünschen, wird der Kaffee nämlich Teil des Beratungskonzepts.

Das kann bedeuten, auf mindestens drei Ebenen mit dem Kaffee und der Kaffeepause zu arbeiten: der symbolischen, der analytischen und der methodischen. Etwas weniger abstrakt gesprochen meine ich damit, den Kaffee als Anschauungsbeispiel zu verwenden, anhand der Kaffeepause eine Aussage über den Ist-Zustand der Betriebskultur zu machen sowie in Workshops ganz handfest mit Kaffee zu arbeiten.

Symbolik hat bereits im letzten Beitrag viel Raum eingenommen, deshalb hier für einmal nur soviel: Wie wäre es zum Beispiel, die Entwicklung einer Organisation ganz spielerisch mit dem Verlauf einer Kaffeeröstung zu vergleichen? Vielleicht ergäben sich daraus neue Perspektiven und Einsichten.

Für eine Standortbestimmung zu Fragen der betrieblichen Kultur lohnt es sich oft, verschiedene Zugänge zu wählen. Etwa Grundlagen und Produkte der Organisation, die Perspektiven von Führungspersonen und Mitarbeitenden sowie die Wahrnehmung von Aussenstehenden lassen sich untersuchen. Als Ethnologe bin ich zudem daran interessiert, einen Einblick in den Arbeitsalltag zu gewinnen. Idealerweise nehme ich sogar selbst daran teil. Denn dort wird die Betriebskultur gelebt, und sie lässt sich beobachten. Gerade in scheinbar banalen Alltagsritualen steckt viel Information darüber, was eine Organisation ausmacht. Für mich ist die Kaffeepause das perfekte Beispiel dafür. Pausenkultur ist auch Organisationskultur. Bei Ihnen gibt es gar keine Kaffeepause? Auch das ist eine Ansage.

Einen Workshop durchführen ist für mich wie Kaffee zubereiten: Beide beginnen auf ihre Weise mit Rohmaterial – und enden (hoffentlich) mit einer reichhaltigen Essenz. Kaffee kann helfen, abstrakte Arbeitsthemen greifbar zu machen. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen in einer Gruppe geröstete Bohnen, eine Handmühle, einen Kaffeekrug und einen Wasserkocher vorgesetzt mit dem Auftrag, gemeinsam einen schmackhaften Kaffee zu brühen. Allein in dieser Aufgabe steckt die ganze Welt Ihrer Zusammenarbeitskultur: Wie organisieren Sie sich als Team? Wer bestimmt die Regeln? Wie stellen Sie das nötige Wissen bereit? Wie definieren Sie überhaupt „schmackhaft“? Was passiert, wenn’s schiefgeht? Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie sich Kaffee einsetzen lässt, um das Gewohnte in anderem Licht erscheinen zu lassen. Weil er alle Sinne anspricht, hat er für mich stets das Potenzial, den Kopf für neue Erkenntnisse frei zu machen.

Dem Coffee Break Consulting nach Janice Keller habe ich also einiges hinzuzufügen. Ich biete auch Beratung anhand der Kaffeepause und Beratung als Kaffeepause an. Und wenn wir schon einmal dran sind, kann ich Ihnen als Barista gleich noch eine kleine Beratung zur Kaffeepause geben. Denn darin stimme ich mit Janice Keller überein: „Left unresolved, small issues grow, and can end up costing you and your practice thousands or tens of thousands of dollars to resolve. Don’t let that happen to you.“

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